Investor: Weshalb Mark Zuckerberg sich mit VR geirrt hat

Der Silicon-Valley-Investor Benedict Evans traut VR großen Erfolg zu – aber “das nächste große Ding” soll die Technologie nicht werden.
Als Facebook-Chef Mark Zuckerberg 2014 rund drei Milliarden US-Dollar in das VR-Startup Oculus investierte, hatte er eine Vision: Irgendwann sollen sich wenigstens eine Milliarde Menschen eine VR-Brille aufschnallen für virtuelle Reisen, um per Telepräsenz an Business-Meetings teilzunehmen oder bei Konzerten am anderen Ende der Welt in der ersten Reihe zu stehen.
“Die Möglichkeit, jederzeit überall zu sein, schafft für alle Menschen neue Chancen”, sagt Zuckerberg.
VR: Mit Verdacht auf Massenmarktpotenzial unter Beobachtung
Der selbstständige Tech-Investor Benedict Evans glaubt nicht, dass Zuckerberg sein Ziel erreichen wird. Evans war zuletzt rund sechs Jahre Partner beim bekannten Silicon-Valley-Risikokapitalgeber Andreessen Horowitz und investierte in XR-Unternehmen wie Magic Leap.
Evans beschreibt zwei grundlegende Herausforderungen für VR: Zum einen müsse die Hardware deutlich besser werden. Evans sieht hier durchaus Fortschritte, weitere würden folgen.
Zum anderen brauche es Inhalte, “die keine Hardcore-Spiele sind”. Hier ist Evans grundlegend skeptisch: Zwar habe es bislang viele Experimente gegeben beispielsweise mit Live-Streams, aber keines dieser Experimente habe Massenmarktpotenzial bewiesen.
Mit Massenmarkt meint Evans ein Milliardenpublikum wie bei PCs, Smartphones oder dem TV – also die Zuckerberg-Vision.
VR als Gaming-Untergruppe
In industriellen Nischenmärkten oder der Medizin gebe es viele Anwendungsszenarien für VR, so Evans. Aber außerhalb dieser Märkte sieht Evans nur VR-Spiele, die funktionieren – die seien aber kein Milliardenmarkt.
There have been lots of experiments in live events and other video, and none have demonstrated mass-market appeal. Games work, but games – especially games that are even deeper and more narrow than consoles (~200m unit installed base) – aren’t a billion users market. 2/
— Benedict Evans (@benedictevans) February 17, 2020
VR-Brillen würden zwar weiter immer besser, aber der technische Fortschritt alleine reiche nicht. Auch Spielekonsolen seien heute technisch deutlich besser als früher, dennoch sei das Publikum nicht breiter geworden: VR könne möglicherweise eines Tages einen guten Teil des Konsolenmarkts für sich beanspruchen, aber nicht aus diesem Segment ausbrechen.
Bis zu 300 Millionen VR-Gamer hält Evans daher für möglich – aber eben nicht die Zuckerberg-Milliarde. Daher sei VR auch nicht “die nächste große Sache” der Tech-Branche, sondern eine (große) Abzweigung wie Spielekonsolen, Dronen, 3D-Druck, Sprachsteuerung und so weiter.
VR-Zukunftsvisionen, die vielleicht in mehreren Dekaden technisch machbar seien, hätten nichts mit der aktuell verfügbaren VR-Technologie zu tun: “Science-Fiction ist unterhaltsam, aber nichts, das man wissen kann.”
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Filed under: Business,Märkte,Virtual Reality - @ 20. Februar 2020 8:04